Kleine Geräte, große Gefahr: Die dunkle Seite von Wechseldatenträgern
„Der schlimmste aller Fehler ist, sich eines solchen nicht bewusst zu sein.“
– F. Thomas Carlyle
In der heutigen digitalen Welt, in der die Cloud alles regiert, erscheinen Wechseldatenträger, wie der USB-Stick, externe Festplatten oder gar SD-Karten, manchem vielleicht wie ein Relikt der Vergangenheit. Doch diese kleinen Helfer haben nichts an ihrer Popularität verloren. Sie sind handlich und man benötigt keinen Internetzugang, wodurch sie eine attraktive Alternative für die Datenübertragung, Dateisicherungen oder die Installation von Software bleiben.
Leider kommt diese Bequemlichkeit mit einem Haken: Sicherheitsrisiken. Natürlich gibt es auch bei Cloudspeichersystemen Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen, aber Wechseldatenträger kommen mit ihren ganz eigenen Bedrohungen, die sowohl für Privatanwender als auch für Unternehmen Datenschutzverletzungen, Malware-Infektionen und unerlaubtem Zugriff zur Folge haben können.
Um die Ausmaße dieser Risiken vollständig zu verstehen, müssen zunächst die drei Pfeiler der Cybersicherheit berücksichtigt werden: Menschen, Prozesse und Technologien. Jeder dieser Pfeiler spielt eine wichtige Rolle beim Schutz vertraulicher Daten und beim Blockieren von unerlaubtem Zugriff.
Menschliches Versagen – Die Achillesferse des Cybersecurity
Eine der größten Sicherheitslücken ist menschliches Versagen. Wir machen alle Fehler, aber wenn es um Wechseldatenträger geht, können diese sehr kostspielig werden.
- Versehentliche Datenübertragung: Sie könnten versehentlich vertrauliche Daten auf einem Laufwerk speichern, das später verloren geht oder gestohlen wird.
- Ungeschützte Geräte: Wird ein Laufwerk unbeaufsichtigt gelassen, besteht das Risiko, dass sich jemand unerlaubt Zugriff darauf verschafft.
- Malware-Downloads: Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Sie unbemerkt Schadsoftware von einem infizierten Gerät herunterladen.
Wechseldatenträger – Ihre tragbaren Datenspeicher
Wechseldatenträger – diese kleinen handlichen Gadgets, die an Ihren Computer oder anderen Geräten angeschlossen werden können – sind seit Jahren ein fester Bestandteil unseres digitalen Lebens. Egal, ob Sie ein Technik-Geek sind oder nur jemand, der einfach ein paar wichtige Dateien speichern möchte, es ist für jeden Bedarf etwas dabei.
Zu den häufigsten Wechseldatenträgern gehören USB-Speichersticks, die auch als Flashlaufwerk oder kurz USB-Stick bezeichnet werden, und externe Festplatten, die es sowohl im HDD-Format (Hard Disk Drive) als auch im SSD-Format (Solid-State Drive) gibt. Weitere beliebte Optionen sind Speicherkarten, etwa SD- oder MicroSD-Karten, sowie optische Datenträger, wie CDs, DVDs und Blu-Rays.
Der Grund für die anhaltende Beliebtheit
Trotz des Aufstiegs der Cloud behalten Wechseldatenträger ihre Existenzberechtigung aus folgenden Gründen:
- Mobilität: Sie lassen sich einfach transportieren und überall einsetzen, auch ohne Internetverbindung.
- Softwareinstallation: Es ist kein Internetzugang erforderlich, um von Wechseldatenträgern aus Anwendungen auszuführen oder Software zu installieren.
- Höhere Datenübertragungsgeschwindigkeiten: Dies ist einer der größten Vorteile von USB-Sticks oder externen Festplatten, wenn es darum geht, große Dateien zu übertragen, da sie häufig höhere Übertragungsraten bieten als cloudbasierte Lösungen.
- Kosteneffizienz: Für kleinere Datensätze sind Wechseldatenträger häufig günstiger als ein Cloudspeicherabonnement
- Physische Kontrolle: Einige Benutzer geben der physischen Kontrolle über Ihre Daten gegenüber einer Cloudlösung den Vorzug, da letztere anfällig für Serverausfälle sind.
- Kompatibilität: Sie funktionieren mit einer Vielzahl von Geräten und Betriebssystemen.
USB-Risiken – Sind Wechseldatenträger auch 2024 noch eine Gefahr?
Der 2024 USB Threat Report von Honeywell zeigte, dass USB-Laufwerke weiterhin als Einfallstor für industrielle Umgebungen eingesetzt werden, wobei 51 % aller Malwares darauf ausgelegt sind, sich per USB zu verbreiten.
Mögliche Bedrohungen durch Wechseldatenträger
Wechseldatenträger können für eine Vielzahl von Sicherheitslücken sorgen, wie:
- Malware-Infektionen: Schadsoftware kann sich leicht auf Wechseldatenträgern verstecken. Wird dieser dann angesteckt, kann sich die Malware automatisch selbst installieren und so Ihr System infizieren, um Daten zu stehlen, Dateien zu beschädigen oder sogar die Kontrolle über Ihr Gerät zu übernehmen.
Beispiel: Die Malware Sogu, die der Cyberspionagegruppe TEMP.Hex zugeschrieben wird, wurde 2023 per USB-Sticks verbreitet. Sie zielte auf Industrien in verschiedenen geographischen Regionen ab, um vertrauliche Informationen zu stehlen. Die Angreifer verwendeten USB-Sticks, um die Malware auf die Hostsysteme zu laden. Dabei wurde der Schadcode ausgeführt, sobald der Stick angesteckt wurde, wodurch Daten gestohlen werden konnten und die Angreifer sich Zugriff auf weitere Aktionen verschafften. Etliche Branchen waren betroffen und der Schädling stellte ein hohes Risiko für vertrauliche Daten dar. - Unerlaubter Datenzugriff: Sobald ein Wechseldatenträger verloren geht, gestohlen wird oder unbeaufsichtigt ist, können sich unberechtigte Personen Zugriff auf die darauf gespeicherten vertraulichen Daten verschaffen.
Beispiel: Die Malware Snowydrive hatte es 2023 auf Öl- und Gasunternehmen in Asien abgesehen. Die über USB-Sticks bereitgestellte Malware legte auf den infizierten Systemen eine Hintertür an, über die die Angreifer sich per Fernzugriff Kontrolle über das System verschafften. Außerdem wurden zusätzliche Fernzugriffsoptionen eingerichtet, wodurch sie ihren Zugriff noch auf andere Geräte ausweiten konnten. Neben dem Remote-Zugriff ermöglichte die Malware auch Datendiebstahl, wodurch sie eine erhebliche Gefahr für Unternehmen in kritischen Infrastrukturen wurde, insbesondere im Energiesektor. - Datendiebstahl: Personen mit bösen Absichten können Wechseldatenträger einsetzen, um von arglosen Benutzern Daten zu stehlen. Dies geschieht entweder durch stehlen des Geräts selbst oder Techniken wie Autorun-Viren, die beim Anschließen des Geräts an einen Computer automatisch ausgeführt werden.
Beispiel: 2020 kam es bei dem großen multinationalen Konzern Mitsubishi Electric aus Japan zu einer Datenschutzverletzungen, bei der kritische Unternehmensdaten gestohlen wurden. Ein Mitarbeiter hatte einen USB-Stick verwendet, um vertrauliche Informationen wie technische Daten und Unterlagen zur Unternehmensstrategie, zu stehlen und auf ein privates Gerät zu übertragen. Dieser Vorfall ließ Bedenken bezüglich der Datenschutzverfahren des Unternehmens aufkommen. Die Aufsichtsbehörden unterzogen Mitsubishi Electric Prüfungen und das Unternehmen musste schließlich seine Datensicherheitsprotokolle straffen, insbesondere hinsichtlich der Nutzung von Wechseldatenträgern.
Welchen Folgen haben diese Bedrohungen auf Anwender?
Unternehmensanwender:
- Datenschutzverletzungen: Verloren gegangene oder gestohlene Wechseldatenträger, die vertrauliche Unternehmensdaten enthalten, können zu kostspieligen Datenschutzverletzungen führen, die möglicherweise den Ruf des Unternehmens schädigen und erhebliche finanziellen Strafen zur Folge haben.
- Regelverstöße: Werden Wechseldatenträger nicht angemessen verwaltet, kann dies zu Verstößen gegen industrielle Vorschriften und dadurch wiederum zu rechtlichen Folgen führen.
- Betriebsausfall: Malware-Infektionen durch Wechseldatenträger können den Betrieb stören, was Ausfälle, Produktivitätsverlust und finanzielle Schäden verursachen kann.
Privatanwender:
- Identitätsdiebstahl: Wechseldatenträger mit persönlichen Informationen wie Finanzdaten, Kennwörtern oder Sozialversicherungsnummern sind für Identitätsdiebe eine wahre Schatztruhe.
- Finanzieller Verlust: Malware-Infektionen über Wechseldatenträger können für finanzielle Verluste sorgen, wenn vertrauliche Informationen wie Bankdaten oder Kreditkartennummern gestohlen werden.
- Datenverlust: Gehen Wechseldatenträger verloren oder werden beschädigt, können Daten dauerhaft abhandenkommen, was für sentimentale oder berufliche Rückschläge sorgen kann.
Beste Praktiken für den Datenschutz bei Wechseldatenträgern
- Benutzer schulen: Schulen Sie Mitarbeiter und Anwender, wie sie Wechseldatenträger sicher nutzen und welche Risiken dabei zu beachten sind.
- Richtlinien und Verfahren umsetzen: Führen Sie eindeutige Richtlinien für den richtigen Einsatz von Wechseldatenträgern ein, wobei auch Beschränkungen, erforderliche Schulungen und Verfahren zur Datenverschlüsselung aufgegriffen werden sollten.
- Alle Wechseldatenträger scannen: Scannen Sie Wechseldatenträger immer mit einem angesehenen Antivirenprogramm, bevor Sie sie verwenden.
- Autorun deaktivieren: Deaktivieren Sie die Autorun-Option, um das Risiko eines automatischen Ausführens von Malware zu minimieren.
- Vertrauliche Daten verschlüsseln: Verschlüsseln Sie vertrauliche Daten, bevor Sie sie auf einem Wechseldatenträger speichern.
- Verwendung einschränken: Sofern möglich, beschränken Sie den Einsatz von Wechseldatenträger in Hochsicherheitsumgebungen oder für vertrauliche Daten auf ein Minimum.
- Steuerlösungen verwenden: Erwägen Sie den Einsatz einer spezialisierten Software, um die Verwendung von Wechseldatenträgern zu steuern und unerlaubte Datenübertragungen zu verhindern.
- Sicherheitssoftware regelmäßig aktualisieren: Stellen Sie sicher, dass Ihre Antivirus-Software und andere Sicherheitstools immer auf dem neuesten Stand sind.
Emsisoft Enterprise Security – Steuerung von Wechseldatenträgern
Emsisoft hat seine Enterprise Security-Lösung um eine neue Funktion zur Steuerung von Wechseldatenträgern ergänzt. Damit können Unternehmen den Einsatz von externen Geräten innerhalb ihres Netzwerks überwachen und verwalten, um so das Risiko von Malware-Infektionen und Datenschutzverletzungen zu minimieren. Mithilfe der Funktion können Administratoren steuern, welche Geräte an das Netzwerk angeschlossen werden dürfen, sowie deren Verwendung überwachen und Richtlinien erzwingen.
Fazit
Obwohl Wechseldatenträger unbestreitbar praktisch und nützlich sind, bringen sie doch einige Sicherheitsrisiken mit sich. Indem Sie diese verstehen und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen umsetzen, können Sie sich und Ihr Unternehmen vor den mit diesen Geräten einhergehenden Gefahren schützen.
Übersetzung: Doreen Schäfer