Neustart 2021: 5 einfache Sofortmaßnahmen, mit denen Sie online Ihre Privatsphäre schützen
Dies ist der zweite Teil unserer Blogreihe „Neustart 2021“. Die Sammlung an Tipps und Anleitungen soll Ihnen dabei helfen, die Cybersicherheit für Ihre privaten Daten und Geräte von Grund auf neu zu gestalten. Hier finden Sie Teil 1.
Jeden Tag zahlen wir für digitale Bequemlichkeiten mit unserer Privatsphäre.
Die Währung dabei sind natürlich unsere persönlichen Daten. Mitunter ist es ein beiderseitiges Geschäft, etwa wenn wir eine Social-Media-App auf unserem Smartphone installieren. Wir wissen genau, dass unsere Informationen erfasst, gesammelt und höchstwahrscheinlich an Dritte zu Vermarktungs- und Werbezwecken verkauft werden.
In anderen Fällen ist die Beeinträchtigung der Privatsphäre weniger offensichtlich, etwa wenn Regierungen unbemerkt die Bevölkerung überwachen oder sogar jemand Ihren USB-Stick anschließt und in Ihren Urlaubsbildern herumschnüffelt.
Da liegt die Vermutung nahe, dass wir unser Recht auf Privatsphäre aufgegeben haben. Doch mit ein paar einfachen Änderungen an unseren Geräten und unserer Verhaltensweise im Internet können wir unsere Privatsphäre immer noch recht gut unter Kontrolle halten.
Wir stellen Ihnen fünf Maßnahmen vor, mit denen Sie online wieder mehr Kontrolle über Ihre Privatsphäre gewinnen.
1. Browser absichern
Warum? Ihre Online-Aktivitäten werden ständig nachverfolgt und von Werbetreibenden genutzt, um die Leistung der Website zu messen und zielgerichtete Werbung zu erstellen. Mithilfe von Cookies und Pixel-Trackern sammeln Websites eine Vielzahl von Informationen über Sie, etwa Ihren Standort, worauf Sie klicken, wie lange Sie die Seite besucht haben, welches Gerät Sie verwenden und vieles mehr. Mit der Zeit werden über die verschiedenen Websites immer mehr Browseraktivitäten über Sie gesammelt und Werbetreibende können sich ein überraschend genaues Bild von Ihren Interessen, Ihrem Einkaufsverhalten und Ihrem Privatleben machen.
Wie? Wenn Sie die folgenden Browsererweiterungen installieren, können Sie sich mehr Privatsphäre sichern und Ihren Online-Fußabdruck reduzieren.
- HTTPS Everywhere: Das von The Tor Project und Electronic Frontier Foundation entwickelte HTTPS Everywhere ist eine Open-Source-Browsererweiterung, mit der Websites automatisch über das verschlüsselte HTTPS-Protokoll anstatt das unsicherere HTTP ausgeführt werden. HTTPS Everywhere ist für Firefox, Chrome und Opera erhältlich.
- Emsisoft Browser Security: Emsisoft Browser Security schützt Ihre Privatsphäre, indem der Zugriff auf Phishing-Websites und Websites blockiert wird, die dafür bekannt sind, Malware zu verbreiten. Im Gegensatz zu anderen Security-Browsererweiterungen überprüft Emsisoft Browser Security die besuchten Website-Adressen nicht über eine cloudbasierte Datenbank. Es können also weder Ihre Online-Aktivitäten verfolgt noch nachvollzogen werden, welche Websites Sie besucht haben.
- uBlock Origin: uBlock Origin (nicht zu verwechseln mit uBlock) ist ein Open-Source-Inhaltsfilter, mit dem Sie unter anderem Werbung blockieren und diese daran hindern können, Ihre Daten zu sammeln. Der Adblocker kann auch leicht deaktiviert werden, etwas wenn Sie bestimmte Seiten unterstützen möchten, von denen Sie wissen, dass sie sicher sind. uBlock Origin ist für alle gängigen Browser verfügbar, wie Chrome, Chromium, Edge, Firefox, Opera, Pale Moon und ältere Versionen von Safari.
- Privacy Badger: Anstatt Inhalte basierend auf Datenbanken zu blockieren, nutzt Privacy Badger ein heuristisches Verfahren, um unsichtbare Tracker von Dritten automatisch zu erkennen und zu blockieren. Privacy Badger ist eine nette Ergänzung zu uBlock Origin (sofern dieses mit Standardeinstellungen ausgeführt wird) und für Chrome, Firefox, Edge und Opera verfügbar.
2. Invasive Tools und Software vermeiden
Warum? Die Richtlinien zu Datenschutz und Datenverwaltung unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter teils erheblich. Viele webbasierte Tools sammeln Ihre Daten unter der Maske, Ihnen ein personalisiertes Erlebnis bieten zu wollen. Einige Entwickler von kostenloser Software versuchen oftmals auch, ihre Kosten durch den Verkauf Ihrer Daten an Dritte oder durch die Kombination ihres Programms mit potenziell unerwünschten Programmen (PUPs) zu kompensieren.
Wie? Bevor Sie auf Ihren Geräten einen Onlinedienst verwenden oder eine Software installieren, lesen Sie sich das Kleingedruckte durch, um sicherzugehen, dass Sie genau verstanden haben, worauf Sie sich einlassen. Indem Sie von herkömmlichen Diensten zu einer der folgenden datenschutzgerechteren Lösungen wechseln, bleiben Ihre Daten eher dort, wo Sie hingehören.
- Private Suchmaschinen: Alle herkömmlichen Suchmaschinen wie Google, Bing, Yahoo! und dergleichen sammeln Unmengen an Benutzerdaten, um ausführliche Benutzerprofile anzulegen, mit denen Werbetreibende dann zielgerichtete Werbung erstellen, die Sie im Internet verfolgt. Die gute Nachricht ist, dass es eine Reihe von Suchmaschinen gibt, die Ihre persönlichen Daten nicht sammeln oder teilen. Die bekannteste davon ist DuckDuckGo. Weitere Optionen sind beispielsweise Qwant und Startpage.
- Private Webbrowser: Sie können bei der Nutzung Ihrer privaten Suchmaschinen auch noch einen Schritt weitergehen und datenschutzgerechtere Browser nutzen. Herkömmliche Browser wie Chrome sammeln immer noch Informationen über Ihre Online-Aktivitäten. Datenschutzgerechte Browser wie Brave blockieren Daten sammelnde Werbung und Tracker. Wenn Sie über Ihren Desktop-Browser auf Ihre Konten bei sozialen Netzwerken zugreifen, empfehlen wir Ihnen, dafür jeweils einen anderen Browser zu nehmen. Auch für Ihre privaten und geschäftlichen Konten sind unterschiedliche Programme ratsam.
- Datenschutzgerechte AV-Software: Antivirenprogramme spielen zwar eine wichtige Rolle beim Schutz Ihrer Geräte, einige Lösungen übertreiben es dabei jedoch etwas. Während die einen beispielsweise automatisch Dateien zur Analyse in die Cloud hochladen, entschlüsseln und verschlüsseln andere Ihren Internetdatenverkehr, um zu überprüfen, ob er sicher ist. Nehmen Sie sich die Zeit und suchen Sie nach einer datenschutzgerechten Antivirus-Lösung, die ethischen Prinzipien folgt und mit Ihren Dateien verantwortungsbewusst und sicher umgeht.
3. Kontrolle über Ihre Mobilgeräte gewinnen
Warum? Einige Apps treiben ihre wilden Spielchen mit den Geräteberechtigungen und sammeln mehr Daten, als sie zu ihrer eigentlichen Funktionsweise benötigen. Derweil kann ein unbefugter Benutzer über ein ungesichertes Mobilgerät sowohl auf Ihre Onlinekonten als auch auf Ihre lokal und in der Cloud gespeicherten persönlichen Daten zugreifen.
Wie? Wie heißt es so schön: Man sollte immer auf das Beste hoffen und mit dem Schlimmsten rechnen. Mit den folgenden Maßnahmen können Sie Ihre Mobilgeräte besser schützen und verhindern, das Ihre persönlichen Daten in die falschen Hände geraten.
- Installieren Sie nur vertrauenswürdige Apps: Jede installierte App benötigt bestimmte Berechtigungen, um zu funktionieren. Einige haben auch durchaus berechtigte Gründe dafür, etwa wenn eine Navigations-App Zugriff auf Ihren Standort anfordert. Eine Taschenlampen-App braucht jedoch keinen Zugriff auf Ihre Kontakte. Überprüfen Sie in den Einstellungen Ihres Telefons die App-Berechtigungen und deaktivieren Sie jene, die übermäßig erscheinen. Erwägen Sie auch, Apps zu deinstallieren, die übermäßig „schnüffeln“.
- Nutzen Sie Remote-Löschen: Sollten Sie Ihr Handy verlieren oder es gestohlen werden, können Sie mit dieser Funktion sicherstellen, dass niemand mehr auf Ihre Daten zugreifen kann. Sowohl iPhones als auch Android-Geräte können remote gelöscht werden, sofern bestimmte Optionen aktiviert sind.
- Aktivieren Sie die Geräteverschlüsselung: Indem Sie die Verschlüsselung aktivieren, können Ihre Daten nur gelesen werden, wenn Ihr Gerät entsperrt ist. Das bedeutet, dass selbst wenn sich jemand physischen Zugriff auf das Gerät verschafft, kann die Person nicht sehen, was darauf gespeichert ist. Bei den meisten Apple- und Android-Geräten ist die Verschlüsselung standardmäßig aktiviert. Windows-10-Geräte können Sie verschlüsseln über Start > Einstellungen > Update und Sicherheit > Geräteverschlüsselung.
4. Ihr digitales Sozialleben schützen
Warum? Eine der größten Bedrohungen für Ihre Privatsphäre online … sind Sie selbst. Die Menge der persönlichen Informationen, die wir freiwillig in den sozialen Netzwerken preisgeben, ist eine ernstzunehmende Gefahr für die Privatsphäre. Sie bieten Angreifern eine einfache Möglichkeit, vertrauliche Informationen zu sammeln und diese dann für Identitätsdiebstahl oder Betrug zu nutzen. Ein eifriger Angreifer könnte beispielsweise mit Ihren Angaben ein neues Konto in Ihrem Namen eröffnen, Ihre Konten hacken oder bis ins letzte Detail personalisierte Phishing-Nachrichten an Ihre Freunde und Kollegen schicken.
Wie? Nutzen Sie die Datenschutzeinstellungen und halten Sie sich zurück, was Sie online über sich erzählen, um Ihre Privatsphäre in den sozialen Medien zu schützen. Sie können mit folgenden Schritten anfangen:
- Ändern Sie die Einstellungen Ihrer sozialen Netzwerke: Jede Social-Media-Plattform bietet eine Reihe von Datenschutzeinstellungen, über die Sie festlegen können, wer Ihre Beiträge, Ihre Online-Aktivitäten und Ihre Kontaktinformationen sehen darf. Wie Sie diese konfigurieren, hängt von Ihren jeweiligen Anforderungen ab. Sie sollten jedoch zumindest die Standortnachverfolgung deaktivieren, einschränken, wer Sie online finden kann, und möglichst personalisierte Werbung deaktivieren.
- Achten Sie darauf, was Sie publik machen: Schützen Sie Ihre digitale Identität, indem Sie beschränken, was Sie online bekannt geben. Füllen Sie möglichst keine „Über mich“-Felder in Ihren Profilen aus und geben Sie keine persönlich identifizierbaren Daten weiter, wie Ihren vollständigen Geburtstag, Ihren Geburtsort, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer.
- Verschlüsseln Sie Ihre Nachrichten: Mit Verschlüsselung können Sie Ihre Unterhaltungen schützen und sicherstellen, dass nur Sie und der beabsichtigte Empfänger die Nachrichten lesen können, selbst wenn diese abgefangen werden sollten. Eine gute Option ist der sichere Open-Source-Messenger Signal. WhatsApp setzt zwar Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein, benötigt jedoch Zugriff auf Ihre Kontakte, wenn Sie deren Namen anzeigen lassen möchten. iMessage von Apple verfügt zwar auch über Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, allerdings lassen sich die Nachrichten nur zwischen iPhones verschicken. Der Facebook Messenger ist nicht verschlüsselt. Seine Funktion „Geheime Unterhaltungen“ ist es zwar, allerdings ist diese nur auf iOS und Android verfügbar und nicht über die reguläre Website.
5. Gastkonten einrichten
Warum? Als aufmerksamer Gastgeber denken Sie sicher nicht zweimal darüber nach, ob Sie Ihren Gästen Ihr WLAN-Kennwort geben. Indem Sie jedoch neuen Benutzern Zugang zu Ihrem Heimnetzwerk gewähren, öffnen Sie Tor und Tür für Datenschutz- und Sicherheitsrisiken. Ihre Gäste selbst werden sicher nicht absichtlich in Ihren Dateien herumstöbern. Es besteht allerdings dennoch die Möglichkeit, dass Sie versehentlich auf private Dokumente stoßen oder Ihr Netzwerk unbeabsichtigt mit Malware infizieren.
Wie? Mit Gastkonten können Sie den Zugriff auf Ihr Netzwerk und Ihre Geräte beschränken. Das kostet nichts und ist einfacher, als es klingt.
- Gastnetzwerk einrichten: Über ein Gastnetzwerk können Ihre Gäste Ihr WLAN nutzen, aber nicht auf das restliche Netzwerk oder die damit verbundenen Geräte zugreifen. Um ein Gastnetzwerk anzulegen, öffnen Sie die WLAN-Einstellungen Ihres Routers und suchen Sie nach Menüoptionen wie „Gastzugang zulassen“ oder „Gastnetzwerk“. Befolgen Sie dann die Anweisungen zur Einrichtung. Sollten Sie Fragen dazu haben oder nicht weiterkommen, schauen Sie in die Bedienungsanleitung oder suchen Sie im Internet nach Tipps.
- Standardbenutzerkonten anlegen: Auf ähnliche Weise können Sie auch ein Standardbenutzerkonto anlegen, über das Gäste Ihre Geräte nutzen können, ohne auf private Dateien oder Systemeinstellungen zugreifen zu können. Weitere Informationen zum Hinzufügen und Entfernen von Konten auf Ihrem Windows-10-Gerät finden Sie in diesem Artikel.
Jeder hat das Recht auf Privatsphäre und Datenschutz. Durch die wachsende Datensammelwut ist es zwar immer schwieriger, seine digitale Identität zu schützen, aber noch ist es möglich, online ein gutes Maß an Privatsphäre aufrechtzuerhalten. Durch die Nutzung datenschutzgerechter Tools, das Vermeiden intrusiver Software und eine bewusste Kommunikation im Internet ist schon viel erreicht, damit das Privatleben bleibt, wie es sein soll: privat.
Übersetzung: Doreen Schäfer