2013: Das Jahr, in dem wir „Snowden“ waren

  • 26. Dezember 2013
  • 4 min Lesezeit


"eingeschneit"

Edward Snowden: Ein neues Synonym für Internet-Sicherheit oder vielleicht vielmehr ein Mangel daran.  Eine neue Person des öffentlichen Lebens, welche man in Zukunft weltweit sofort mit Spionage in einem Atemzug nennt, und diese verdächtige Regierungsorganisation, die damals 2012 nur eine Abkürzung war, mit der man wenig anzufangen wusste, – die NSA.

Weihnachten 2013 entschloss Snowden sich dazu, erneut das Wort zu erheben und segnete die Welt mit einer alternativen Weihnachtsbotschaft, die im britischen Sender Channel 4 ausgestrahlt wurde und bald auch ihren Weg ins Netz fand.  In dieser kurzen Botschaft sieht man Snowden, wie er in die Kamera blickt und die Zuschauer dazu anhält, sich den Stand der Dinge in unserer Welt vor Augen zu halten, – einer Welt, in der Privatsphäre. wie man sie einmal kannte, der Vergangenheit angehört und in der neugeborene Kinder „nie mehr eine Ahnung davon haben würden, was es bedeute, private Momente für sich allein zu haben“.

Snowdens gelinde gesagt ermunternde Festtagsbotschaft, die einer Orwell’schen Provokation gleicht, macht 2013 somit zu dem Jahr, in dem wir „Snowden“ waren und in dem all unsere Verdachtsmomente, von denen wir ohnehin bereits ahnten, zum brisanten Gesprächsthema in den Mainstream-Medien wurden.  Snowden gab uns zu bedenken, dass die Regierung all unsere Aktivitäten sowohl off- als auch online überwache, und dennoch hatten dies die meisten Internetnutzer schon seit Jahren vermutet und einfach so hingenommen.

Die eigentliche Frage ist: was rechtfertigt Edward Snowden die Fortführung seines Kreuzzuges?  Und wie lange noch wird er von Belang sein?  Die Erkenntnis, die Regierung könne sie überwachen, ereilte die meisten Computernutzer in dem Moment, in dem sie sich bewusst wurden, dass das Internet wortwörtlich ein „weltweites Netz“ ist.  Auf diese Erkenntnis folgte in der Regel ein Schulterzucken, und alles nahm seinen gehabten Verlauf.  Denn die meisten Menschen verfolgen keine illegalen Absichten, sei es off- oder online.  Die meisten Menschen sind ganz normale Leute, die Computer zu ganz normalen Dingen verwenden.  Die größte Bedrohung für die meisten Menschen, die im Internet surfen, stellt keine böswillige Regierung dar, die nach Kontrolle ihres Verhaltens und der Zerstörung der Welt trachtet, sondern einfach andere Menschen, die mit Computern auf Betrügereien aus sind.

Der Grund dafür, dass Snowden die Sicherheitsszene im Internet für sich einnahm, war, dass Snowden eine Person in der Randzone war, die sich dazu entschlossen hatte, ihre Stimme zu erheben.  Das Interessante an den meisten derartigen (politischen) Themen ist, dass die meisten Menschen gemäßigt sind und so niemals ihre Stimme erheben.   Das heißt, dass Extremisten diejenigen sind, die dieses Vakuum füllen, und wir anderen ihrem Geschwafel gebannt zuhören.  Unterdessen werden 40 Millionen Bankkonten von Target gehackt, und ein weiterer Laptop geht an einer durch einen infizierten USB-Stick verursachten Infektion zugrunde.

Das soll nicht heißen, dass Überwachung durch die Regierung eine gute Sache ist.  Weit gefehlt, es ist zugegebenermaßen eine rechte Sauerei, aber dennoch eine Tatsache, die lange vor Snowden existierte und noch lange Zeit so Bestand haben wird.  Die gute Nachricht ist jedoch, dass das Ganze nicht ganz so umfassend ist, wie manche Schwätzer uns glauben machen wollen.  Nicht jeder Gedanke wird überwacht, und nicht jede Handlung findet unter den Augen der Regierung statt.

Zum einen sind Sie nun wirklich nicht so wichtig.  Zum anderen zeichnen Sie ja auch nicht alles auf, woran Sie denken.  Die meisten Menschen, die sich an der Debatte um Snowden beteiligen, vergessen gerne, dass sie es ihnen immer noch frei steht, zu entscheiden, wie Sie mit Ihrem Computer umgehen.  Keine zwingt Sie dazu, Ihre Gedankengänge auf Ihrem Social-Media-Profil auszubreiten, und keiner hält Sie dazu an, ein Video hochzuladen, in dem Sie gut und gerne zehn Minuten lang über die Ungerechtigkeiten der NSA vom Leder ziehen.

Genau wie Antiviren-Schutz wird persönliche Privatsphäre durch Nutzerverantwortung und -diskretion bestimmt.  Selbst in einer derart von Computern durchdrungenen Welt wie unserer sind Computer immer noch einfache Werkzeuge, die wir steuern können, wie es uns beliebt.  Dazu gehört auch, sie gar nicht zu verwenden.

In diesem Sinne auf 2013°  Das Jahr, in dem wir „Snowden waren, durch eine Unterhaltung, die wir niemals hätten führen müssen!

Möchte irgendwer seine Gedanken dazu teilen? ;)

 

 

 

 

Emsi

Emsi

Emsisoft Gründer und Geschäftsführer. 1998, ich war gerade mal 16, schickte mir einer meiner 'Freunde' eine Datei über ICQ, die unerwarteterweise mein CD-ROM Laufwerk öffnete und mir damit einen riesen Schrecken einjagte. Es war der Beginn meiner Reise im Kampf gegen Trojaner und andere Malware. Meine Story

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